Ein Jahr ist es nun her, dass ich Rex aus dem Tierheim Duisburg übernahm.
Ein Jahr, in dem wir beide viel voneinander gelernt haben.
Ein Jahr, das aus einem sehr schwer kontrollierbaren Angsthund einen lieben Begleiter hat werden lassen.
Aber ich fange mal vorne an…
In der Nacht vom 27. auf den 28.12.2017 hab ich einfach nur so auf den Hundeseiten des Tierheims Duisburg geblättert. Seite 1 hmmm… nichts, Seite 2 schade.. auch nichts… Seite 3, ich scrolle so durch und dann ein Bild! Bääm! Ich klicke auf seine Seite, Rex! Tierheimnummer 3937 Ich denke WOW… wieso ist so ein schönes Tier seit 2016 im Tierheim?
Das ließ mir natürlich keine Ruhe mehr, nachmittags nach der Arbeit, ab zum Tierheim!
Ich komme an den Informationsschalter und sage: Ich interessiere mich für den Rex, Nummer 3937. Ein komisches Geraune ging durch den hinteren Teil des Raumes. „Oh, mein Gott, er fragt nach Rex“, konnte ich deutlich aus dem Stimmenwirrwarr herausfiltern! Die Dame an der Theke fing an… „ja.. der Rex ist aber kein Hund für Hundeanfänger, er ist wegen eines schlimmen Beißvorfalls bei uns“ Ich erklärte, dass ich zuvor einen Hund mit einer ähnlichen Vorgeschichte hatte. Ich bekam das Okay mal bei einem Spaziergang mitzulaufen.
Am 2. Januar war es dann soweit! Die Spaziergängerin geht zu Rex in den Zwinger, legt ihm den Maulkorb an, leint ihn an und kommt mit ihm raus. Dann gingen wir los. Rex zog vor ihr her an der Leine, er kannte den Weg und es kümmerte ihn überhaupt nicht, wer bei ihm war… „Willst du ihn mal halten? Ja gerne!“ Sie gab mir die Leine und wumm.. eine Zugkraft, unglaublich! Das ganze ging mehrere Tage so, bis ich mit ihm alleine laufen durfte.
Ich lief mit ihm auf seiner Strecke, ein Knall! und er drehte durch… er hatte zwei Maulkörbe um und ich dachte, mach du mal… Ich schrie ihn an und wie mit einem Fingerschnipp war er ruhig, wie ausgewechselt. Er zog nicht mehr an der Leine, war entspannt, schnupperte mal hier und mal da. Es war der schönste Spaziergang mit ihm.
Jetzt mag sich so mancher fragen… Warum tut man sich das an?
Ich machte das nicht zum ersten Mal. Zwei anderen Schäferhunden, die ähnlich drauf waren, hatte ich dasselbe ermöglicht. Sie aus dem Tierheim geholt und dann mit viel Liebe, Ruhe und Geduld wieder zurück ins Leben geholt. Also warum sollte es nicht ein drittes Mal funktionieren.
Dann kam das Okay vom Tierheim. Rex darf zu mir! Man gab mir die Chance ihn zu mir zu holen und mit ihm zu Arbeiten. Probeschlafen, einen Monat lang. Zuhause spielte er die ersten paar Tage den liebsten Hund der Welt, als wäre er ein anderer.
Dann kam was kommen musste… Rex drehte mehrmals völlig durch, griff mich an und tat eine Sekunde später so, als ob nichts wäre.
Da meine beste Freundin Tierärztin ist, untersuchten wir ihn gründlich. Bekannt war ja, dass Rex eine sehr ausgeprägte Getreideallergie hat. Was wir noch feststellten war, dass Rex auch Probleme mit der Proteinquelle und mit Eiweißen hat. Wir stellten sein Futter komplett um und nach ca. 6 Wochen wurde es viel besser. Rex wurde auch viel ruhiger. Als nächstes ging es darum eine vernünftige Bindung zu ihm aufzubauen. Ich unternahm täglich sehr viel mit ihm, und ließ ihm auch seine Freiheiten. Außerhalb des Grundstücks aber nur mit Maulkorb. Mit harter Führung war bei ihm nichts zu machen… was er brauchte war Ruhe und die Zeit sich an alles zu gewöhnen. Klar kam es auch in der Zeit immer mal wieder zu Übersprunghandlungen und Panikattacken.
Es stellte sich heraus dass es eigentlich nur wenige Auslöser für seine Panik gab. Kinder, wenn sie lauter sind – Knall und Knackgeräusche jeglicher Art – das Geräusch, wenn man vor einen Fußball tritt. Eines dieser Ereignisse… und er griff an. Komisch war, es war immer nur gegen mich gerichtet. Ich lebe ja mit meinem Vater und meinem Neffen im selben Haus.
Rex hatte auch Probleme wenn Fremde zu uns kamen. Genau damit fing das Training an. Wir gewöhnten Rex daran, dass es normal ist, wenn jemand vorbeikommt. Ich nahm ihn mit zu Freunden und diese kamen auch zu mir, natürlich nur mit Maulkorb. Es wurde besser und nach einiger Zeit war es gut.
Die Sache mit den Kindern erledigte sich auch sehr schnell, da ich nah an einer Schule wohne. Es wurde für ihn zur Normalität.
Ball… ja der böse Fußball. Bälle lagen immer auf unserem Hof, er machte immer einen großen Bogen herum. Dann war ich im Sommer mit Rex im Urlaub im Hunsrück. Dort lag auch ein Ball im Garten und plötzlich fing er an mit diesem zu spielen. WOW…
Ich nahm den Ball mit nachhause und Zack, war auch diese Angst nicht mehr präsent.
Ich bin der Meinung, dass die innige Bindung zu mir, die er in der Zeit aufgebaut hat, dazu geführt hat, dass er sich immer sicherer fühlte und sich so positiv entwickelt hat. Ich unternehme täglich sehr viel mit ihm, wir laufen mal in kleinen, mal in größeren Hundetruppen mit. Ich mache viel Kopfarbeit mit ihm und lass ihn auch gut und gerne mal Hund sein. All das hat dazu geführt, dass Rex nun richtig entspannt und ausgeglichen ist und vor allem keine Übersprunghandlungen mehr zeigt.
So ist mein Motto: RUHE, ZEIT und GEDULD mal wieder voll aufgegangen.
Ich kann nur sagen: Toi Toi Toi! Es gab seit dem Sommer 2018 keinen nennenswerten Vorfall mehr mit ihm. Klar, es ist noch nicht ganz durchgestanden, aber daran arbeiten wir weiter.
Herzliche Grüße von Jörg mit Rex 🙂